Post by Heinrich Zinndorf-Linker (***@home)Post by Michael KhanWenn ein Physiklehrer das verhalten der Raumkapsel mit
dem Verhalten des flachen Steins gleichsetzt, dann liegt
er damit falsch - aber man kann es ihm nachsehen, denn er
befindet sich damit in illustrer Gesellschaft.
Nichts hinkt so sehr wie ein Vergleich. Das Verhalten an der
Grenzschicht (Durchdringung/Reflexion) ist in dieser Betrachtung sehr
wohl VERGLEICHbar, selbst wenn einige Rahmenbedingungen
(Schwerkraftgradient im einen Fall deutlich, im anderen quasi
vernachlaessigbar, und einige weitere wichtige Parameter mehr)
natuerlich nicht so gegeben sind.
Ich sehe da keinerlei Vergleichbarkeit, mal abgesehen von
der Trivialaussage, dass man natuerlich alles mit allem
vergleichen kann.
Das so genannte und nur scheinbare "Abprallen einer Raumkapsel
von der Atmosphaere" ist keins. Es hat gar nichts mit der
Atmosphaere zu tun. Das Ganze beschreibt einen scheinbaren
Effekt, der sich bei der Konversion vom geozentrischen
zum topozentrischen System zu ergeben scheint, naemlich
den, dass die Raumkapsel sich erst der Erdoberflaeche
naehert, in die Atmosphaere eintaucht, dann jedoch
die Abwaertsbewegung aufgibt und die Atmosphaere wieder
verlaesst. Dies liegt jedoch, wie mehrfach beschrieben, nicht
an aerodynamischen Kraetften in der Atmosphaere. Die Kapsel
folgt einfach ihrem Bahnverlauf. Sie wird sicher etwas
gebremst, aber eben nicht genug.
Ich kann einfach nicht glauben, dass wir immer noch diesen
Sachverhalt diskutieren. Zumindest ueber die dahinterstehende
Physik sollte doch Einigkeit herrschen.
Post by Heinrich Zinndorf-Linker (***@home)Zu vergleichen heisst schliesslich NICHT, dass etwas zwingend als
VOLL-UMFAENGLICH IDENTISCHER Effekt dargestellt wird, sondern es wird
ein erfahrbares Analogon zum Zwecke der Erklaerung eines nicht direkt
erfahrbaren Effekts herangezogen.
In diesem Fall ist es aber offensichtlich so - das belegen
auch die Reaktionen anderer Mitlesender - dass der Vergleich
das Verstaendnis des tatsaechlichen Geschehens erschwert. Es
dfangt schon bei der Wortwahl "Abprallen an der Atmosphaere"
an. Da prallt nichts ab. Es hat wenig mit der Atmosphaere zu
tun, was da vor sich geht.
Wenn man ein Analogon bemueht, sollte es das Verstaendnis
vertiefen und nicht Verwirrung stiften. Ich hoffe, zumindest
darueber besteht Einigkeit.
Post by Heinrich Zinndorf-Linker (***@home)Und zum Zweck der Erklaerung der
Wiedereintrittsproblematik eines Raumflugkoerpers ist das Beispiel des
springenden Kieselsteins aufgrund hinreichender Aehnlichkeit im Rahmen
des Modells ganz sicher nicht die schlechteste Wahl, zumal es in
wichtigen Teilen mit den RICHTIGEN Effekten arbeitet.
Nein, es arbeitet eben nicht mit den richtigen Effekten und
die Tatsache, dass die Maer vom "Abprallen von der Atmosphaere"
mittlerweile unausrottbar in den Koepfen dteckt und immer wieder
faelschlich in der Berichterstattung bemueht wird, zeigt, dass
dieses Modell keine gute Wahl ist.
Wenn aerodynamische Auftriebskraefte die Flugbahn einer Raumkapsel
bei zu flachem Eintritt erklaeren wuerden, dann waere es durchaus
in Ordnung, die Analogie mit dem Stein auf der Wasserflaeche zu
verwenden. Nun ist es aber gerade so, dass aerodynamischer
Auftrieb den Flugbahnverlauf der Raumkapsel nicht erklaert.
Die Wirklichkeit ist recht einfach, und sie kann auch simpel
und einleuchtend erklaert werden - oder hatte jemand ein Problem
mit meinen Ausfuehrungen ein paar Postings weiter oben?
Wenn man statt der einfachen und richtigen Erklaerung nun eine
wesentlich kompliziertere Erklaerung wahlt, die auf nicht
relevanten physikalischen Effekten beruht und zu einem
falschen Verstaendnis der Situation fuehrt, dann finde ich
das keineswegs sinnvoll und hilfreich.
Post by Heinrich Zinndorf-Linker (***@home)Denk' doch bitte mal in einer ruhigen Minute ueber die Verwendung von
Modellen in der modernen Physik nach - diese dienen prinzipiell doch
nur dazu, ein bestimmtes Phaenomen (oder manchmal auch mehrere davon
in ihrem Zusammenwirken) schluessig zu BESCHREIBEN
Ganz genau, und das leistet in diesem Fall das Modell mit
dem Stein auf der Wasseroberflaeche nicht, der verwirrt
hier nur.
das heisst natuerlich nicht, dass dieses Modell nirgends passen
wuerde, bei den auch schon erwaehnten Hyperschall-Augtriebskoerpern
wie Eugen Saengers Antipodenbomber passt er sehr gut. Da wuerde die
Bahnmechanik ohne aerodynamische Auftriebskraefte keineswegs
ausreichen, um zu verstehen, warum der Flugkoerper so fliegt,
wie er zum Glueck nie geflogen ist.